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Ist denn schon wieder Weihnachten?!

In der Schalt-Konferenz der Ministerpräsident*innen am Di. 29. 11. 2021 kündigte Olaf Scholz an, dass bis Weihnachten das Ziel von 30 Mio. neuen Impfungen - Erst, Zeit- und Auffrischungsimpfung („Booster“) - erreicht werden soll. Karl Lauterbach spricht am Do. 09. 12. 2021 in der Talk-Runde bei Maybritt Illner davon, dass bereits rund 13 Mio. Impfungen des von Scholz genannten Kontingents durchgeführt worden sind. Schaut man allerdings auf das Online-Impfdashboard (am 10. 12. 2021 · 17:00 Uhr) des Gesundheitsministerium (gespeist mit Zahlen des RKI, Robert–Koch-Institut), so errechnet sich dort, dass vom 29. 11. bis 09. 12. 2021 insgesamt nur 9,4 Mio. Impfungen innerhalb von 10 Tagen durchgeführt wurden (900.000 Erst-, 600.000 Zweit- und 7,9 Mio. Auffrischungsimpfungen („Booster“).

Im Falle der generellen Impfbereitschaft, sprich den Schritt zur Erst-Impfung überhaupt zu machen (die Zweit- und Dritt-Impfung ist ja dann lediglich die nahezu zwangsläufige Folge), zeigte sich bereits ab Mitte August 2021 eine deutliche Verminderung der Impfbereitschaft. Daran änderte sich auch im Zuge der zurückliegenden 10 Tage kaum etwas. Hält diese Motivationsmüdigkeit in Sachen Erst-Impfung in der Bevölkerung weiter an, so ist bis Weihnachten mit kaum mehr als zusätzlichen ca. 4 Mio. Erst- und ca. 3 Mio. Zwei-Impfungen seit dem 29. 11. 2021 zu rechnen. Beim stark ansteigenden Trend zum „Boostern“ allerdings, könnten bis Heiligabend durchaus 20 Mio. plus X zusätzliche Dritt-Impfungen seit dem 29. 11. 2021 erreicht werden. In der Summe aller Pikse wäre dann das politische Ziel von 30 Mio. Impfungen bis Heiligabend zwar fast erreicht - in der Anzahl, aber nicht bezüglich des wichtigen Ziels, vorrangig die Impf-Unwilligen mit dem Oberarm an die Nadel zu führen.

Am Tag da der Weihnachtsmann durch den Schornstein rauscht, mögen die Deutschen auf ein Quote in Höhe von 75% Erst-Impflinge kommen, nahezu fast ebenso viele Zweit-Geimpfte und spekulativ 35. Mio. „Best Boosters“. Und dennoch sind dann immer noch rund 25% der Deutschen - ca. 20 Mio. Menschen - nicht wenigstens einmal geimpft.

Also Olaf Scholz und Karl Lauterbach, es kommt nicht auf die Piks-Addition an, sondern auf das grundsätzliche JA zum Impfen der einzelnen Person - durch Erst-Impfung. 20 Mio. Menschen zu überzeugen, sich bis oder ab Weihnachten überhaupt zum ersten Mal impfen zu lassen - dass wäre eine klare Zielansage gewesen.

Die Ansage - 30 Mio. Impfungen bis Weihnachten - wie es bereits jetzt aus den Statistiken ohne Kaffeesatzleserei ablesbar ist, wird unter dem Strich bedeuten, dass sich vorrangig der Bevölkerungspool der bereits zwei Mal Geimpften den „Booster-Shot“ als Auffrischungsimpfung abgeholt hat, aber demgegenüber kaum eine nennenswerte Steigerung der Impf-Bereitschaft unter den Ungeimpften hinsichtlich einer Erst-Impfung zu verzeichnen sein wird.

Deutschland bleibt also auch nach dem Gänsebraten zu Weihnachten die laim duck in Sachen Impf-Quote und die bisherige Berg- und Talfahrt mit dem weiter währenden Wechsel aus rein in den shutdown und raus aus dem shutdown wird noch lange nicht enden. Klar, die Inzidenzen werden infolge der getroffenen Schutzmaßnahmen demnächst, so rund um Heiligabend oder vielleicht schon eine Woche früher, ihren Höchststand erreicht haben, dann wieder nach unten gehen, weiter und weiter runter. Jedes Bundesland wird dann über kurz oder lang wieder eigenständig Lockerungen vornehmen und ab dem Valentinstag 2022 dürfen sich dann wieder bis zu 500 Personen auf dem Balkon zum Winter-Grillen für „Booster-Buddies“ zusammenfinden. Außer in Sachsen.

Und wenn dann der Frühling auf Mörikes Pfaden sein blaues Band wieder flatternd durch die Lüfte ahnungsvoll über das Land streifen lässt, dann nehmen wir im irdischen Jammertal zwischen Flensburg und Passau wieder Fahrt auf - in Richtung 5. Welle, die dann mit Omikron in der „Osterruhe 2022“ ihren Höhepunkt finden wird, im Sommer darauf wieder abflacht, um ab Herbst in die 6. Welle mit der dann weiter mutierten Virus-Variante zu münden. Sollen wir sie jetzt schon Sigma (Σ) nennen?

Doch es wird auch eine positive Wendung geben. Das viele Verzeihen im Nachhinein wird wegfallen, weil uns Karl Lauterbach bei Markus Lanz die Fehler der Politik sofort im Moment da sie gemacht werden, erklären wird. Anders als bei Jens Spahn, Helge Braun und Angela Merkel werden wir nicht mehr Monate warten müssen, bis keine Lehren aus gemachten Fehlern gezogen werden, sondern können das Fehl-Management live während der laufenden Talk-Runde direkt miterleben. Achtung - Humor-Spoiler-Warnung: Na, wenn das kein Gewinn für unsere Demokratie ist, dann weiß ich auch nicht.

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