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Ziel nicht erreichbar - zu viele Deutsche sind impfunwillig

Im Falle der deutschen Impf-Kampagne zum Schutz vor dem SARS CoV-2 Virus bzw. vor der Erkrankung an Covid-19 ist es ein wenig wie beim Marathon-Lauf – ab Kilometer 30 wird es zäh. Auf dem letzten Viertel der Strecke fängt der innere Schweinehund an zu bellen und irgendwo am Straßenrand lauert der „Mann mit dem Hammer“, wie es unter Sportsfreunden heißt. Als Kettenraucher war es mir zwar bis heute nicht vergönnt an einem Marathon-Lauf teilzunehmen, aber meine geistige Fitness erlaubt mir das Lesen und die Interpretation von Zahlen und Statistiken. Im Sport und auch im Gesundheitswesen. Beides hängt ja mehr oder weniger miteinander zusammen – besonders beim Doping.

Auch die Bundesregierung denkt derzeit über den Einsatz von leistungssteigernden Mitteln beim deutschen Impf-Marathon nach, denn seit Beginn des III. Quartals 2021 lässt die Impf-Bereitschaft in der Bevölkerung deutlich nach. Am Stichtag des 08. August 2021 waren mit rund 45 Millionen zweimal geimpften Bürger*innen erst ca. 54% der Gesamtbevölkerung durchs Ziel gelaufen. Ab Mitte Juli 2021 begann die tägliche Zunahme von Erst-Impfungen gegenüber den Tageswerten im II. Quartal 2021 zurückzugehen. Wurden ab Mitte April 2021 bis Mitte Juni 2021 noch Tageswerte von ca. 500.000 – an einigen Tagen sogar bis zu 1 Mio. – Erst-Impfungen erreicht, haben sich die Erst-Impfungen ab Ende Juli / Anfang August 2021 auf ca. 100.000 Piks pro Tag eingependelt. Trotz diverser Anreize, wie z.B. einer kostenlosen Curry-Wurst oder einer Flasche Freibier, als Impf-Beigabe. In manchen Bundesländern sinniert man bereits darüber, mit einem Hundert-Euro-Schein zu wedeln – gewissermaßen als Begrüßungsgeld zum Eintritt in die Neue Normalität. Daneben gibt es ab Anfang Oktober 2021 keine kostenlosen Tests mehr. Nicht-Geimpfte müssen dann für einen Test als Selbstzahler zwischen 40,00 bis hin zu 100,00 Euro berappen, wenn man bisher gängige Kosten in europäischen Ländern und international heranzieht. Da wird ein Kino-Besuch dann ziemlich teuer und der Abschluss eines Netflix-Abos als Kautsch-Kino-Alternative umso attraktiver.

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Verharrt die derzeitige tägliche Erst-Impfquote bei 100.000 pro Tag / 700.000 pro Woche bis Ende September 2021, so wird man am 27. September 2021 mit schätzungsweise 69% (rund 57 Mio.) vollständig geimpfter Personen in Deutschland das angestrebte Ziel der so genannten Herden-Immunität nicht erreichen, sondern deutlich verfehlen. Insbesondere deshalb, weil absehbar bis Ende August 2021 alle Zweit-Impfungen der bis dahin Erst-Geimpften durchgeführt sein werden und ab dann – sofern die Impf-Bereitschaft weiterhin zu gering bleibt – Tag um Tag nur ca. 100.000 Personen mit einer Erst-Impfung hinzukämen, die dann zeitversetzt ein zweites Mal geimpft werden. Es wären ab Ende August 2021 schlichtweg zu wenig Erst-Geimpfte vorhanden, um nötige Steigerungen hinsichtlich der zweiten, vollständigen Impfung in Richtung Herden-Immunität bis Ende Sepütember 2021 zu erreichen. Es sei denn, der noch amtierenden Bundesregierung fällt im Zuge der noch verbleibenden August-Wochen ein bedeutsames Konzept ein, um die Impf-Bereitschaft in der Bevölkerung auf der Etappe im III. Quartal 2021 deutlich zu steigern. Auf einen Endspurt mit Warp-Speed. Das müsste jetzt geschehen und sollte nicht im Zuge des Bundestagswahlkampfes und der nach dem Wahlabend neu zu formierenden Regierungskoalition - unter welcher Kanzler*innenschaft mit welchen Parteien auch immer - überlassen werden. Es wurde ohnehin schon zu viel Zeit verplempert und versäumt, eine knackige und umfangreiche nationale Werbe-Kampagne mit klaren und ernsten Botschaften auf allen medial verfügbaren Kanälen bezüglich der Wichtigkeit des Impfens zu etablieren.

Und bleibt zu befürchten, dass die (um im Sport-Jargon zu bleiben) „Körner“ im Spitzenfeld rund um die Pace-Macherin Angela Merkel nicht mehr ausreichen, um bis Ende September 2021 durchs Ziel zu kommen. Die Kohlehydrate sind aufgebraucht, die Fett-Reserven verzehrt, die Sauerstoffkonzentration im Blut ist am Limit, die Laktatwerte steigen und hinter der nächsten Kurve steht der „Mann mit dem Hammer“ bereit. Ein letztes Mal sagt der Kopf ‚Du schaffst es‘ und dann versagen die Beine. Ende Gelände. Ziel nicht erreicht. Und es lag nicht an den Trainingsbedingungen, sondern am mangelnden Willen alles zu geben.

Die Delta-Variante des SARS CoV-2 Virus wird die Oberhand in der Population der Impf-Unwilligen gewinnen, die in ihrem höchst unsportlichen Verhalten nicht verstehen wollen, worum es zum Wohle der Gesamtbevölkerung in Sachen Pandemie-Bekämpfung beim Impfen geht. Dabeisein ist alles.

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