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Impf mich - wenn du kannst

Dieser Artikel hat 872 Wörter, durchnittliche Lesezeit ca. 5 Min.

In Bund-Länder-Konferenzen und in Talk-Shows ist genug über Impf-Pläne geredet worden – lassen wir die Zahlen sprechen.

Diagramm

Welche Daten wurden verarbeitet? Das Diagramm beinhaltet die Zahlenangaben des Bundesministeriums für Gesundheit, hier die PDF-Dateien mit Tabellen für:

A. Geplante Lieferungen BioNTech: Anzahl Dosen bis einschließlich 13. KW (Stand 01.03.2021)“, mit dem einschränkenden Hinweis, dass ein Teil der März-Dosen 2021noch nicht produziert ist.
B.Lieferungen Moderna nach Angaben des Herstellers: Anzahl Dosen bis einschl. 13. KW 2021 (Stand 26.2.21)“
C. Lieferungen AstraZeneca nach Angaben des Herstellers: Anzahl Dosen bis einschl. 13. KW* (Stand 04.03.2021)“

Was sehen wir im Diagramm? Wir sehen sechs Lieferblöcke in einem Liefer-Zyklus vom 27.12.2020 bis 30.03.2021 (93-Tage Zeitfenster, Datumsangaben auf der horizontalen X-Achse des Diagramms).

Je Liefer-Zyklus sind durch die Balken die Liefermengen der Impfstoff-Hersteller / Impfstoff-Dosen gezeigt – Orange = BioTech / Pfizer, Türkis = Moderna, Violett = AstraZeneca. Der blaue Balken zeigt die Summe aller drei Impfstoffe je Liefer-Zyklus.

Im unteren Bereich des Diagramms sind die Impfstoff-Dosen und Kapazitäten / Impfgaben-Leistungen berechnet.
19.351.995 Impf-Dosen sollen für 9.675.998 Zwei-Mal-Impfungen ab 27.12. 2020 bis 30.03.2021 verfügbar und verimpfbar sein. Bundesweit in rund 445 großen, zentralen und kleineren Kreis-Impfzentren. Im Durchschnitt wären (binnen 93 Tagen) bundesweit 208.086 Impfungen leistbar. Das entspricht mit einer Steigerung im Zuge des März 2021 den Aussagen von Jens Spahn, der in der letzten Februar-Woche 2021 von ca. 140.000 Impfungen pro Tag in Deutschland sprach bzw. beklagte, dass dies noch zu wenig Durchsatz sei. Rechnen wir den hier genannten Tageswert (208.086) auf eine 7-Tage Woche hoch, so ergibt sich eine Impf-Leistung von absolvierbaren 1.456.602 Impfungen pro Woche. Da die bisher angewandten Impfstoffe zwei Impfgaben erfordern, wären pro Woche rund 728.301 Personen vollständig impfbar. Dies wäre der aktuelle „Deutschland-Takt“ wie er sich in der Kalenderwoche (KW) 11 darstellt.

Mehr geht im I. Quartal 2021 nicht. Wenn man in einem 93-Tage-Zeitfenster nur 19,35 Mio. Impfdosen zur Verfügung hat, kann man damit eben nur rund 9,6 Mio. Zwei-Mal-Impfungen vornehmen. Knapp zwei Wochen vor Ende des I. Quartals sind allerding bisher nur ca. 5,5 Mio. Personen ein Mal und ca. 2,6 Mio. Personen zwei Mal geimpft worden. 2,6 Mio. von potentiell 9,6 Mio. Zwei-Mal-Impfungen sind also absolviert. Verbleiben für die 5,5 Mio. Erst-Geimpften rein rechnerisch noch 6 Mio. Dosen für die Zweit-Impfung übrig. Das passt, aber wann wären die 5,5 Mio. Erst-Geimpften ein zweites Mal geimpft? In 93 Tagen wurden 2,6 Mio. Zwei-Mal-Impfungen geschafft. Bei gleichbleibendem Impf-Tempo wären 5,5 Mio. Erst-Geimpfte in rund 190 Tagen ein zweites Mal geimpft.

Fazit bisher: Das Verimpfen der im I. Quartal vorhandenen Impfstoff-Kapazitäten verläuft viel zu langsam.

In diesem Zusammenhang verwundert es sehr, dass die Bundeskanzlerin im Zuge der jüngsten Bund-Länder-Konferenz am 03.03.2021 in ihrer Zusammenfassung der Ergebnisse, von einem alsbald erreichbaren Impfgabe-Aufkommen in Höhe von 7,5 bis 9,5 Mio. Impfungen pro Woche sprach. Und wenige Tage später setzte Olaf Scholz noch eins drauf und sprach von 10 Mio. Impfungen pro Woche. Gegenüber dem aktuellen Impf-Tempo mit allen bis Ende März 2021 per Lieferung bzw. Liefer-Ankündigung verfügbaren Impfstoffen, wäre das eine Steigerung der wöchentlich verabreichten Impfgaben mit dem Faktor 11 bis 15. Wie und Wann soll diese enorme Steigerung geschehen? Das erste Quartal 2021 ist in knapp drei Wochen rum.

Wenn im aktuellen Tempo – genug Impfstofflieferungen nach dem Ablauf des Monat März 2021 vorausgesetzt – so schneckkentempoartig weiter geimpft wird, ist die Herden-Immunität in rund zwei Jahren erreicht.

Doch demnächst tut sich was. Zumindest was die avisierten Bestellungen für kommende Impfstoff-Lieferungen betrifft. Schon ab Anfang April 2021 bis zum Ende des Jahres 2021 soll deutlich mehr Stoff auf dem deutschen Markt verfügbar sein. Soviel, dass Deutschland zwei Mal durchgeimpft werden könnte. Oder werden die Überkapazitäten dann den afrikanischen Ländern gespendet?

Man darf jedenfalls gespannt sein, wieviel Impf-Dosen demnächst frisch auf den Tisch bzw. in die Kühlschränke der Impf-Zentren und Hausärzt*innen kommen? Und vor allem, ob im Falle hinreichend verfügbarer Impfstoffe das Tempo beim Piksen deutlich gesteigert wird.

Hersteller

Mengen über die EU in Mio.

Nationale Order in Mio.

BioNTech / Pfizer

64,1

30

Moderna

50,5

0

AstraZeneca

56,3

0

Johnson & Jahnson
36,70

Noch nicht in der EU zugelassene Impfstoffe

CureVac

54,1

20

Sanofi / GSK

55

0

Sputnik V

Noch unklar

Noch unklar

Gesamt

316,7

50

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit


Fünf Faktoren bestimmen aus meiner Sicht im Zusammenspiel das möglichst schnelle Erreichen der so genannten Herden-Immunität durch Impfstoffgabe in Deutschland (mindestens 60% (plus X) vollständig durchgeimpfte Population von rund 83. Mio ).

01. Primär die Produktion und der störungsfreier Nachschub / Verteilung von Impfstoffen aller zugelassenen Präparate.

02. Die enorme Steigerung der vorhandenen Leistungskapazitäten der seit Mitte Januar 2021 bundesweit etablierten Impf-Zentren.

03. Vereinfachung und Entbürokratisierung des Termin-Vergabewesen (weg vom „Elfen-Szenario“ mit der zentralen Hotline 116117 der Bundesärztlichen Vereinigung · KBV und hin zu kommunalen und lokalen Terminvergabe-Systemen auf der Ebene der Bundesländer).

04. Etablierung von zusätzlichen Impf-Stationen „On The Fly“, wie z.B. Drive-Throughs, Einbindung von Impf-Angeboten durch Arzt-Praxen (vorwiegend im Bereich der Allgemeinen und der Inneren Medizin), Apotheker*innen, Betriebsärzt*innen und anderen Mediziner*innen mit der „Lizenz zum Piksen“.

05. Und last but not least als fünfter Faktor unter dem Stichwort der Kommunikation – es muss eine nationale Pro-Impf-Kampagne 2021 unter Nutzung aller Medien-Kanäle im Print-, TV-, Hörfunk und Onlinestreaming-Bereich auf den Weg gebracht werden.

SAVE THE DATE


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IST IN PLANUNG FÜR 2022.

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