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Hück, Hück, Hurra?

Lieber Gott, bitte kauf’ mir einen Mercedes Benz. All meine Freunde fahren Porsche. Ich muss entschädigt werden. Ich habe mein ganzes Leben hart gearbeitet und keiner meiner Freunde hat mir geholfen. Also Gott, kannst Du mir einen Mercedes Benz kaufen?

Als Janis Joplin starb, war Uwe Hück acht Jahre alt. Am Anfang seines Lebens stand eine „Kinderheim-Karriere“ an die Wand gemalt. Stichwort Jugendhilfezentrum Sperlingshof. Doch dieses Bild wollte er sich nicht einrahmen. Hück hatte Hoffnung und nahm sein Geschick selbst in die Hand.

Autolackierer-Ausbildung und Thai-Boxer. Im Sportbereich wurde er zweifacher Europameister. 1985. Uwe Hück ist 23 Jahre alt und wird Lackierer bei Porsche. Im Betrieb engagiert er sich für Arbeitnehmerfragen, wird zum Vertrauensmann und wird 1994 als Mitglied des Betriebsrates bei Porsche freigestellt. Auf und an der Seite der Arbeitnehmer macht Uwe Hück bei Porsche Karriere und wird über das Zuffenhausener Werksgelände hinaus, regional und bundesweit im Zuge der Jahre einer großen Öffentlichkeit bekannt. Auch als gestandener Sozialdemokrat. Hück ist seit 1982 SPD-Mitglied. Im Jahr 2010 wird er stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Porsche und bleibt es rund neun Jahre lang. 2019 tritt er von all seinen Funktionen und Ämtern im Zusammenhang mit Porsche zurück und geht in die Politik.

Sein Rücktritt bzw. die Beendigung seiner kompletten Berufslaufbahn bei Porsche, stand im Zusammenhang mit diversen innerbetrieblichen Unregelmäßigkeiten und einem staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren wegen überhöhter Zahlungen an Betriebsratsmitglieder. Strafbar war das allem Anschein nach nicht und wird bis heute mehr oder weniger als die Verletzung von Betriebsinternen Compliance-Regeln verbucht. Also irgendwie kein Dreck am Stecken, aber wie man im Schwabenland sagt - des Gschmäckle bloibet.

Parallel und kontinuierlich betreibt Uwe Hück seit Jahrzehnten die „Lernstiftung Hück“. Ein Projekt bei dem es in der Kombination aus Box-Sport und Bildungsangeboten im allerbesten Sinne um die Ertüchtigung junger und eher sozial sowie wirtschaftlich benachteiligter junger Menschen geht. Ein langjährig erfolgreiches Projekt, dass Uwe Hück 2017 das Bundesverdienstkreuz beschert hat. Wenn er selbst darüber spricht, dann steht oft der Begriff R.E.S.P.E.C.T im Vordergrund - und zwar genau so engagiert herzerfüllt, wie wir es (zumindest viele von uns in der 1960er-Jahre-Generation) im Song von Aretha Franklin bis heute im Ohr haben.

Ja - bei Uwe Hück kommt dabei gelegentlich auch der „Drill-Sergeant“ heraus, wenn er über sich und seine Lernstiftung redet. Insgesamt stimmig für das was er tut für die, für und mit denen er es tut. Das Leben ist eben nicht für alle ein Ponyhof. Und hie und dort muss man tatsächlich laut schreien, damit der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit aus dem Munde der niederen Klassen über den Box- und Bildungsstall hinaus, auch die Hirnwindungen zwischen den Ohren der Hautevolee erreicht. Gut gebrüllt, Tiger.

Das Getue und Geschrei allerdings, dass Uwe Hück nun seit rund eineinhalb Jahren in seinem verstärkten und überbordend persönlich motivierten Engagement als politischer Player in Pforzheim an den Tag legt, ist kontraproduktiv. Es schadet ihm - der sich seit wenigen Tagen als Spartakus im Revolutionsbüro zu Pforzheim brüstet - im eigenen Anliegen seiner sozialen Sache. Es schadet der SPD im Vorfeld der Landtagswahl in Baden-Württemberg und der Bundestagswahl 2021. Und - mit Verlaub - Hücks ganzes Gebaren ist auf dem Weg, vom durchaus noch hinnehmbaren Populismus-Palaver, in absolute Peinlichkeit umzukippen. Kaum im Ring – schon droht der Knock-Out. Der Autor hat Uwe Hück persönlich kennengelernt. Positiv schätzend.

Uwe, bitte. Alte weiße Männer dürfen selbstverständlich weiterhin Rock’n Roll performen, die Revolution beschwören und ihre Visionen als neue Richtung für die Zukunft anbieten. Aber bitte authentisch als Rolling Stone, wie Mick und Keith.

Du verschleuderst jedoch gerade die Pfunde, mit denen Du früher auf Tour gewuchert und Applaus kommen hast. Sie lieben Dich doch noch immer, aber eben nicht für diesen dämlichen „The Mask-Singer“ Auftritt mit Spartakus-Helm inklusive der von Dir (vermutlich) per Mitgliederbeitragszahlung per Hück-Konto angefütterten Claqueure auf dem Sportplatz vom FSV Buckenberg. Und übrigens - super Frauenquote - lol.

Nochmal Appell mit Bitte. Mach’s wie es Goethe im Osterspaziergang dichtete. Kehre Dich um von diesen Höhen, in das Tal zurückzusehen. Dort, im „irdischen Jammertal“ hockt die SPD-Klientel ohne Parteibuch von Hinz bis Kunz. Ruf sie auf, sprich mit ihnen und hohl sie ab - als „The Hück“ - und nicht als Spartakus-Verkleidung oder Blender unter der Bezeichnung „Offene Partei“ innerhalb der SPD. Das funktioniert satzungstechnisch sowieso nicht, so schön das auch klingen mag mit der „Offenen Partei“ in der Partei. Katja Mast hat Dir ja schon gezeigt, wo der Hammer hängt.

Also Uwe Hück, was bleibt am Ende zu raten oder zu hoffen? Nur dies. Besinne Dich auf Dich und Deine Authentizität als Streiter für und nicht als Kämpfer gegen die Sozialdemokratie. Die SPD hat keineswegs immer recht - Du aber auch nicht.
Richtig liegt am Ende des Tages ohnehin das Wahlvolk. Und das Wahlvolk wählt i.d.R. Verlässlichkeit und Sicherheit. Und eben nicht das derzeitige „SPD Risiko Hück“.

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